Unsere Mitwirkung in einem humanitären Projekt Die Gewalt ist schlimmer denn je Es gibt Formen von Gewalt, über die viel gesprochen wird und andere, die weniger bekannt und öffentlich sind.
Jedes Jahr werden mehrere Hundert Kinder und Erwachsene innerhalb des familiären Rahmens Opfer von Chemikalien- bzw. Säureangriffen. Dies gilt im Besonderen für Bangladesch, aber auch für Indien und die Karibik.
Mangels sofortiger wirksamer Behandlung und Betreuung sind die Folgen dieser Chemikalienangriffe furchtbar. Dazu kommen psychische Probleme, soziale Isolation und häufig der endgültige Ausschluss der Opfer aus der Gesellschaft. Damit wird das Leben für die Betroffenen zur Hölle.
Die Stiftung « Acid Survivors » (ASF), gegründet 1999, hat sich zur Aufgabe gemacht, alle Säureangriffe insbesondere mit Schwefel- und Salpetersäure zu dokumentieren, eine medizinische Versorgung zu garantieren, Hilfsgelder zu sammeln und die begleitenden Maßnahmen für die Säureopfer zu koordinieren. Damit soll das Unglück der Opfer nicht in Vergessenheit geraten.
ASF engagiert sich für
- Die Verbesserung der medizinischen Versorgung und Wiederherstellung des verletzten Gewebes und in der Stadt Dhaka am Aufbau einer Krankenstation mit einem Team von plastischen Chirurgen.
- Die Begleitung der Opfer bei der psychologischen Behandlung, bei rechtlichen Belangen und der Wiedereingliederung in das Alltagsleben.
- Die frühzeitige und wirksame Betreuung der Opfer auf zwei Ebenen: zum einen durch Information der betroffenen Bevölkerungsgruppen zu Präventivmaßnahmen (insbesondere über die Notwendigkeit einer sofortigen Spülung als Erste Hilfe-Maßnahme), zum anderen durch die zunehmende Etablierung einer medizinischen Betreuungsmöglichkeit vor Ort in den betroffenen Ländern.
Prevor sieht sich verpflichtet, den Chemikalienopfern Unterstützung zukommen zu klassen und stellt der Stiftung ASF finanzielle Mittel und wissenschaftliches Know-how zur Verfügung. Hiermit kann die Erstbehandlung und weitere medizinische Versorgung (Schmerzlinderung, Infektionsgefahr, Verheilung) unter Senkung der Kosten verbessert werden.
Ein Team aus Wissenschaftlern und Medizinern aus unserem Forschungslabor ist im Februar 2006 nach Dhaka gereist, um eine Zusammenarbeit mit der Stiftung und dem Zentrum für Verätzungen des Medical College Hospital in Dhaka aufzubauen.
Die Ergebnisse der klinischen Studie, durchgeführt von Herrn Dr. Merle in Zusammenarbeit mit allen Mitarbeitern der medizinischen Versorgungskette auf Martinique, zeigen die Bedeutung einer verspäteten Behandlung einer Verätzung der Augen vor und während der stationären Versorgung. Die besten Heilerfolge wurden mit folgenden Methoden erzielt:
- eine Erstspülung mit Diphoterine® bzw. Previn anstelle physiologischer Kochsalzlösung,
- eine Einstufung des Verätzungsgrades,
- eine dem Verätzungsgrad angepasste Behandlung.
Durch diese Behandlungsmethode, bei der Vitamin C mit lokaler Cortisonbehandung kombiniert wird, konnte Entzündungen entgegengewirkt und der Heilungsprozess gefördert werden. Diese Studie belegt die Vorteile von Previn/Diphoterine® gegenüber der physiologischen Kochsalzlösung, was sich zeigt im schnelleren Heilungsprozess und in der Abnahme der Komplikationen zeigt.
Zum Erreichen dieser guten Ergebnisse benötigt man zur Dekontaminierung eine aktive Lösung, selbst wenn diese verspätet durchgeführt wird.
Um die Folgeschäden möglichst zu reduzieren und die Behandlung der Patienten zu verbessern, hat das wissenschaftliche Team von Prevor in Zusammenarbeit mit anderen Medizinern auf internationaler Ebene folgendes Anwenderprotokoll speziell für die Verätzungsproblematik in Bangladesch erarbeitet und dies mit dem ASF abgestimmt:
- Ablauf der Spülung
- Behandlung der Schmerzen und der Infektionsgefahr
- Weitere Behandlung
Nachdem die ethische Kommission und der wissenschaftliche Expertenrat grünes Licht für dieses Projekt gegeben haben, kann das Projekt in Kürze für die Dauer von 6 Monaten starten. Das Projekt soll Lösungen erarbeiten sowohl für die betroffenen Bengali als auch für Betroffene in allen anderen Ländern, in denen diese besondere Gewaltform auftritt.
Wir hoffen, damit zur Prävention und zur Verringerung der Folgen dieser Extremform der Verstümmelung beizutragen. Auch soll die Entstehung von Narben durch folgende Maßnahmen reduziert werden:
- Verkürzung der Kontaktzeit mit der Chemikalie
- Optimierung der Erstspülung
- Durchführung weiterer therapeutischer Maßnahmen
Wir streben auch eine fundamentale Weiterentwicklung der Maßnahmen an, die von dem interdisziplinären Team der ASF-Stiftung schon im präventiven, medizinischen juristischen und sozialen Bereich angewendet werden. Unser gemeinsames Ziel ist, den Opfern dieser Chemikalienangriffe – meist Frauen und Kindern – ihre Würde und Rechte und einen Platz in Ihrer Familie zu sichern.
Möchten Sie sich weiter informieren über die Tätigkeit der ASF-Stiftung, so besuchen Sie unsere Internet-Seite: www.acidsurvivors.org oder schreiben Sie an: asf@acidsurvivors.org