Risiko von Chemikalienkontakt in der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie
Die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie stellt sowohl Endprodukte für den Konsum her als auch Halbfabrikate.
Die Branche ist im Vergleich mit anderen Industriezweigen sehr breit gefächert. Diese Vielfalt ist begründet durch die Unterschiede in der Natur der jeweiligen Regionen und die Größe der verschiedenen Gesellschaften, durch die große Vielfalt der Rohstoffe, der Herstellungsverfahren und der Endprodukte.
Die Agrar- und Nahrungsmittelindustrie ist vielen ökonomischen, sozialen und umweltbedingten Zwängen unterworfen und dem jeweils gültigen Recht des betreffenden Landes.
Eingesetzte Chemikalien
Die strengen Anforderungen der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie im Bereich Hygiene haben ein großes chemisches Risiko zur Folge. Außer den Fabrikationsprozessen, bei denen Chemikalien eingesetzt werden, wie z. B. Separationstechnik (Extrusion, Entmineralisierung, Solubilisation usw.) stellen Reinigungsprozesse den Hauptrisikobereich dar.
Wartung
Bei Wartungsarbeiten sind die Mitarbeiter besonders gefährdet, da sich oft Unfälle bei der Überprüfung von Absperrschiebern, Ventilen oder Rohrleitungen (durch Lecks oder Platzen) ereignen. Die Sicherheit der Konsumenten wird durch eine in regelmäßigen Abständen durchgeführte Reinigung und Desinfektion der Anlagen gewährleistet.
Wie bei der Verarbeitung der Rohstoffe (z. B. Entrahmung in Molkereien, bei der häufig Spritzer von Natronlauge auf der Hand vorkommen) wird besonders bei der Reinigung eine Vielzahl von Chemikalien eingesetzt.
Ursprünglich wurden vor allem drei Chemikalien eingesetzt:
- Chlorierte Alkalien wie Natriumhypochlorit (Eau de Javel),
- Natronlauge (in sehr großen Mengen)
- Salpetersäure
Heute gibt es eine Vielzahl von Reinigungsprodukten wie Peroxyessigsäure oder Wasserstoffperoxid. Formol wird besonders in der Geflügelindustrie eingesetzt zur Desinfektion der Umgebung durch Ausräucherung.
Dieses Produkt, das als krebserregend eingestuft ist, stellt eine Gefahr für die Personen dar, die sich im Anschluss an eine Desinfektion in den Ställen aufhalten. Daher wird es nach und nach durch Glutaraldehyd ersetzt, für das bis heute kein chronisches giftiges Potential nachgewiesen werden konnte. Andere Produkte sind Schwefelsäure (wird selten eingesetzt) oder Ammoniak (als flüssiges Kältemittel z. B. in der Fleischindustrie).
Schaumreinigungsmittel auf der Basis einer Lösung aus chlorierten Alkalien (Natriumhypochlorit) mit Zusatzstoffen (Schaummitteln), die mittels Schaumkanonen aufgesprüht werden, werden verbreitet zum Reinigen der Wände und der Fließbänder in Schlachthöfen eingesetzt, sind aber im Großteil der Betriebe der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie im Einsatz (oft täglich, mindestens wöchentlich).
Die Schaumkanonen bestehen aus einem kleinen Gefäß, das das Reinigungsmittel enthält und an einen Wasserschlauch angeschlossen wird. Unter einem Wasserdruck von 3 – 4 bar wird das Reinigungsmittel und Luft angesaugt und es entsteht ein dichter Schaum.
Nach dieser ersten Schaumreinigung werden die Wände zunächst mit Wasser, dann mit Salpetersäure abgespült und als letzter Schritt der Desinfektion mit Glutaraldehyd oder Peroxyessigsäure.
Die Bereiche, die vom Strahl nicht erreicht werden, werden mit Schwämmen gereinigt, wobei ein erhöhtes Risiko von Chemikalienkontakt besteht. Oft werden die Mittel von den Arbeitern höher als empfohlen dosiert, wodurch die Konzentration der Reinigungsmittel sich ändert und sie ätzend werden.
Risiko von Chemikalienkontakt
Auch wenn das Personal mit entsprechender Schutzkleidung ausgestattet ist, kann es zu Chemikalienkontakt im Gesicht oder an anderen Körperteilen kommen, wenn die Kleidung ausgezogen wird. Außerdem kann das Tragen von wasserfester, aber nicht das Eindringen der eingesetzten Chemikalien verhindernder Kleidung schwere Verletzungen durch Chemikalien nach sich ziehen.
Wartungsarbeiten wie Schweißen stellen ein spezielles Risiko dar. Passivierungspasten auf HF-Basis werden systematisch eingesetzt und daher besteht ein Bedarf an HEXAFLUORINE®. HF-Lösungen werden für die Reinigung von rostfreiem Stahl eingesetzt. Außerdem besteht aufgrund von Flusssäure ein chemisches Risiko bei der Herstellung von Mischungen aus Salpetersäure und Fluorsalzen (z. B. Natriumhydrogenfluorid NaHF2).
Die Betriebe der Agrar- und Nahrungsmittelindustrie verfügen über Wasseraufbereitungsanlagen. In den Abwässern lässt sich Kalk, Schwefelsäure oder Natron nachweisen. Außerdem gibt es in diesem Industriezweig Labore zur Analyse oder Forschung, in denen das chemische Risiko bekannt und genau identifiziert ist.