Interview mit Lucien Bodson, Anästhesist und Intensivmediziner in Belgien: „Wir müssen hier von Verätzungen sprechen, denn sie gehören in eine andere Kategorie von Verbrennungen“
Anästhesist und Intensivmediziner Lucien Bodson erinnert sich für Prevor an seine langjährigen Erfahrungen mit Verletzungen durch Gefahrstoffe.
Prevor: Welche Laufbahn haben Sie im Krankenhausbereich eingeschlagen?
Lucien Bodson: Mit meinen 67 Jahren blicke ich auf 40 Jahre Berufserfahrung zurück. Im November gehe ich in den Ruhestand. Ich bin Anästhesist, Intensivmediziner und Notarzt, genauer gesagt, habe ich mich auf Ausnahmesituationen, d. h. auf Katastrophen, spezialisiert. Zunächst habe ich als Anästhesist im Operationssaal gearbeitet, dann mehr und mehr als Notarzt. Den Notarztdienst habe ich in den letzten 20 Jahren geleitet.
Prevor: Wurden Verätzungen früher wie andere Verbrennungen behandelt?
LB: Es gab die Einstellung, dass Verätzungen wie andere durch Hitze erzeugte Verbrennungen waren. Die Versorgung war die gleiche, zunächst wurde die Wunde mit Wasser gekühlt, danach beobachtete man, was passierte. Ich denke, man wusste auch damals schon, dass einige Verbrennungen schwerwiegender waren als andere. Verätzungen oder Verbrennungen durch Elektrizität heilten sehr viel schlechter und hinterließen Spuren.
Prevor: Was ist Ihre erste Erinnerung an Previn®?
LB: 1993 nahm ich an einer Vorführung teil, die mich tief beeindruckte: Eine starke Säure und eine ebenso starke Base wurden mit Previn® neutralisiert. Ich versuchte herauszufinden, ob da nicht getrickst wurde, denn das Ganze ging unglaublich schnell. Ich war fasziniert. Nach dieser Präsentation kaufte ich einige Flaschen, um das Produkt auf meiner Station zu testen.
Prevor: Wie wurde Previn® in Ihrer Abteilung unentbehrlich?
LB: Nach dem Kauf der Flaschen wies ich meine Mitarbeiter an, mich egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit zu rufen, wenn es eine Kontamination mit Gefahrstoffen gab. Ich wollte das Produkt selbst anwenden. Als Erstes wurde mir bewusst, wie viele Zwischenfälle mit Verätzungen es tatsächlich gab. Denn in der Notaufnahme verloren wir die Patienten, die solche Unfälle erlitten, schnell aus den Augen. Jede Woche hatten wir mindestens einen solchen Fall. Dann fiel mir auf, dass die ersten behandelten Patienten bereits nach 30 bis 60 Sekunden weniger Schmerzen hatten. Previn® schien mir sehr viel schneller zu wirken als Wasser. Ich habe auch keinerlei Nebenerscheinungen festgestellt.
Prevor: Gab es Folgeschäden nach dem Einsatz dieser Lösung?
LB: Im Laufe der Wochen fragte ich die Patienten, ob ich sie einen oder zwei Tage nach dem Zwischenfall erneut untersuchen dürfe. Die Wundheilung verlief wesentlich besser als bei einer Versorgung mit Wasser. Gemeinsam mit dem Zentrum für Verbrennungen machten wir die Beobachtung, dass Hauttransplantationen erfolgreicher waren, wenn die Patienten zuvor mit Previn® versorgt worden waren. Ein Importeur rief mich an und fragte, warum ich Previn®, ein Produkt für Produktionsbetriebe, verwende. Ich sagte ihm, dass die häufigsten Unfälle zu Hause passierten, und Privatpersonen sich nicht selbst versorgen könnten, sondern ins Krankenhaus kämen.
Prevor: Hat Previn® Ihrer Meinung nach den Arbeitsalltag der Beschäftigten, die mit Gefahrstoffen zu tun haben, verändert?
LB: Für mich ist Previn® ein Wunderheilmittel, einfach und schnell anzuwenden. Man kann es in der Tasche, vor Ort oder im Rettungswagen aufbewahren. Man muss nicht lange überlegen, und die Wirkung ist direkt spürbar, besonders was die Schmerzen angeht. Mir wurde gesagt, dass es vielen Beschäftigten in Betrieben ein gutes Gefühl gibt, Previn® in greifbarer Nähe zu wissen. Denn sie erleben zwangsläufig mit, wie Kollegen Verätzungen erleiden, das prägt sie. Und solche Nachrichten verbreiten sich schnell.
„Wenn man mit dem Auftragen von Previn® zu lange wartet, können irreversible Schäden auftreten.“
Prevor: Wirkt sich die Lösung auch auf die Wundheilung aus?
LB: Alles hängt von der Schwere der Verletzung ab. Wenn man mit dem Auftragen von Previn® zu lange wartet, können die Schäden irreversibel sein. Die Schnelligkeit der Wundheilung ist bei der Versorgung mit Wasser eindeutig anders als mit Previn®. Das ist offensichtlich. Das bestätigen auch die Chirurgen, auch wenn es immer schwierig ist, die Fälle zu vergleichen.
Prevor: Woher stammen die häufigsten Verätzungen, die Sie behandelt haben?
LB: Von Batteriesäure, Bleichmittel, Schwefelsäure, und starken Basen wie Natronlauge. In Betrieben werden Produkte mit Flusssäure zur Reinigung von Kesseln benutzt, aber auch zum Ätzen von Platinen oder Glas. Meiner Meinung nach muss man hier von Verätzungen sprechen, denn diese Verletzungen gehören in eine andere Kategorie und müssen anders versorgt werden als herkömmliche Verbrennungen.
Prevor: Wie viele schwere Fälle haben Sie pro Jahr?
LB: Jedes Jahr kommen fünf bis zehn Menschen mit schweren Verätzungen zu uns. Ansonsten haben wir jede Woche ein bis zwei Patienten mit leichteren Verätzungen auf unserer Station.